„Die Bewohner*innen merken bei den Übungen, was sie noch alles leisten können“, sagt Sandra Weynans über das Parcours-Training in der AWO Residenz Gehrden. Die Leiterin des Begleitenden Dienstes richtet das Sportangebot zusammen mit ihrem Team einmal wöchentlich aus. Es ist außerordentlich beliebt bei den Teilnehmenden, denn sie können hier ihren Gleichgewichtsinn und ihre Körperkraft trainieren. An zwölf wechselnden Stationen betätigen sich regelmäßig bis zu 20 Senior*innen. Eine der motiviertesten von ihnen ist bereits 101 Jahre alt und verpasst kaum einen der angebotenen Termine.
„Wir möchten erreichen, dass die Senior*innen weiterhin beweglich bleiben und somit auch Sturzgefahren entgegenwirken“, erklärt Sandra Weynans. Durch das Parcours-Training werde das Gangbild stabiler und die Bewohner*innen fühlten sich sicherer. Viele alte Menschen hätten Angst vor Stürzen, berichtet die Leiterin des Begleitenden Dienstes. Dadurch nähmen sie sich häufig zurück, wodurch sich motorische Fähigkeiten und Körperspannung verringerten. Um dem entgegenzuwirken, biete ihr Team das sportliche Angebot seit rund einem Jahr an, erklärt Weynans. Als motorisch-funktionell ausgerichtete Ergotherapeutin ist ihr der Erhalt der Bewegungsfähigkeit der Senior*innen besonders wichtig.
„Die Übungen sind alle unterschiedlich ausgerichtet: Es fängt häufig damit an, dass die Bewohner*innen auf einem Strich balancieren, erst vorwärts, dann rückwärts“, erklärt Weynans. Dies sei für die meisten Senior*innen schon recht anspruchsvoll. Weiterhin bietet das Team Übungseinheiten auf unsicherem Grund an. Hierzu kommen sogenannte Balance-Pads zum Einsatz. Diese weichen Matten, die beispielsweise auch in der Physiotherapie Einsatz finden, geben unter dem Körpergewicht nach. Das dadurch entstehende Ungleichgewicht muss durch Körperspannung ausgeglichen werden, um die Balance auf dem flexiblen Untergrund zu halten. Auf den Pads können die Bewohner*innen zusätzlich Jonglier- oder Fangübungen absolvieren. Damit stets sichergestellt ist, dass die Senior*innen nicht tatsächlich stürzen, geben ihnen – je nach Bedarf – zwei bis drei Mitarbeitende des Begleitenden Dienstes Hilfestellung. Dies ist auch deshalb wichtig, da auf Gehhilfen wie Rollatoren bewusst verzichtet wird.
Die anfängliche Skepsis vieler Neueinsteiger*innen, ob sie die anspruchsvollen Übungen überhaupt bewältigen können, wird schnell von Erfolgserlebnissen überlagert. So sähen sie bereits nach kurzer Zeit Fortschritte in den Bereichen Körperkraft, Beweglichkeit und Geschick, erklärt Sandra Weynans. „Die letzte Aufgabe ist es meist, auf einen Tritt zu steigen – ist das geschafft, freuen sich die Bewohner*innen und strecken fröhlich die Arme in die Luft“, so die Ergotherapeutin, die sich dabei häufig an die Siegesposen aus Sportfilmen wie Rocky erinnert fühlt.