Was macht eigentlich der Begleitende Dienst?
Ein Interview mit Stephanie Schmidt

Was macht eigentlich der Begleitende Dienst?

Stephanie Schmidt ist Leiterin des Begleitenden Dienst und der Alltagsbegleitung in der Einrichtung in Sehnde. Schon seit 2006 ist sie bei der AWO tätig. Die Arbeit im Begleitenden Dienst ist anspruchsvoll und bietet jeden Tag Abwechslung und die Möglichkeit etwas Neues kennen zu lernen. Hier erzählt Fr. Schmidt von ihrem Arbeitsalltag, den Herausforderungen, ihrer Motivation und besonderen Momenten.

Welche Ausbildung haben Sie und wie sind Sie zur AWO gekommen?

Ich bin Diplom-Heilpädagogin. Während meines Studiums habe ich mich auf erwachsene beeinträchtigte Menschen spezialisiert. Danach habe ich nicht gleich eine Arbeitsstelle gefunden und dachte mir, dass ich gerne ausprobieren möchte mit alten Menschen zu arbeiten. Ich habe mich bei der AWO Residenz beworben und anfangs hier als Honorarkraft gearbeitet, um zu schauen, ob ich in diesem Aufgabengebiet gut zurechtkomme. Die Bewohner und Bewohnerinnen habe ich dann sehr schnell sehr liebgewonnen und sie mich.

Jetzt leiten Sie den Begleitenden Dienst in der AWO Residenz Sehnde. Was bedeutet „Begleitender Dienst“?

„Begleitender Dienst“ bedeutet, dass wir die Bewohner*innen in ihrem Alltag unterstützen. Durch eine ganzheitlich aktivierende Betreuung, die den beständigen Austausch mit den Pflegekräften bedarf, soll die Lebensqualität der Bewohner*innen langfristig erhalten bzw. gefördert werden. Das findet in Form von Angeboten statt. Wir bieten vielfältige sozialen Angebote rund um die Pflege an. Wir sind in der Tagestruktur, die sich aus den Mahlzeiten und der pflegerischen Grundversorgung zusammensetzt, sozusagen – salopp gesagt – die „Lückenfüller“ ? Unser Job ist unglaublich vielfältig.

Wie grenzt sich Ihre Arbeit von der der Pfleger und Pflegerinnen ab?

Die Pflege sorgt vor allem für das körperliche Wohl der Bewohner und Bewohnerinnen. Wir bieten dazu die wunderbare Ergänzung und kümmern uns um das seelische Wohl. Wir arbeiten mit der Pflege Hand in Hand.

Welche Angebote für die Bewohner*innen gibt es zum Beispiel in der Einrichtung in Sehnde?

Hier gibt es alles, was mit Freizeitgestaltung zu tun hat. Vormittags bieten wir verschiedene Angebote, wie singen, kegeln, Handarbeiten, Gottesdienst oder Kino u.v.m. an. Am Nachmittag, nach der Mittagsruhe, gestalten wir wieder Angebote. Zum Beispiel gibt es Quizrunden, Skat oder Kniffeln u. v. m. Natürlich machen wir auch Ausflüge mit den Bewohner*innen. Jetzt ist dies zwar aufgrund der aktuellen Lage nicht möglich, im letzten Jahr um die Zeit waren wir am Maschsee und sind mit dem Niedersachsenschiff gefahren. Das hat allen Beteiligten sehr viel Spaß bereitet. Selbstverständlich bieten wir den Angehörigen die Möglichkeit an, an unseren Angeboten und/oder Ausflügen gemeinsam mit ihrem Partner teilzunehmen. So können sie ein Stück der Zeit gemeinsam erleben. Dies schafft Vertrauen und fördert die Bindung der Angehörigen zueinander.

Das Team des Begleitenden Dienst bei der diesjährigen Faschingsfeier

Was ist Ihnen bei der Erstellung der Angebote besonders wichtig?

Wir sind ja alle ganz individuell und natürlich wollen wir den Bewohner*innen in unserer Arbeit gerecht werden und vor allem ihrer Biografie gerecht werden. Uns ist wichtig, dass wir Aktivitäten anbieten, die sie früher gerne gemacht haben, entdecken gemeinsam jedoch auch ganz neue Sachen. Wir schauen, wie wir am besten an den Interessen, Hobbys und dem mitgebrachten Wissensschatz anknüpfen können und versuchen so für jede/n Senior*in so individuell wie möglich eine Angebotsstruktur zu erstellen. Das Haus lebt von und mit den Bewohnern und Bewohnerinnen. Aus dem was sie uns erzählen, versuchen wir individuelle Angebote zu entwickeln. Je nachdem erstelle ich für jeden Wohnbereich in der Residenz Sehnde einen separaten Wochenplan.

Und welches Angebot kommt am besten an?

Wenn wir zurzeit gemeinsam singen – Volkslieder oder Schlager, alte Schlager aus der Jugendzeit wohlgemerkt, dann nehmen sehr viele Bewohner und Bewohnerinnen daran teil. Wenn Gottesdienste angeboten werden, evangelisch wie katholisch, genauso.

Gibt es für die Mitarbeiter*innen im Begleitenden Dienst einen typischen Tagesablauf?

Grundsätzlich gibt der Wochenplan den Tagesablauf mit den verschiedenen Angeboten vor. Der Tagesablauf muss aber, je nachdem welche Eventualitäten auf uns zukommen, flexibel abgeändert werden. Wenn zum Beispiel ein Bewohner ganz dringend zum Arzt muss, die Angehörigen ihn nicht begleiten können, dann springen wir ein. Wir begleiten ihn dabei und lassen ihn nicht allein. Oder wenn jemand vom Tod eines nahen Angehörigen erfährt, dann sind wir selbstverständlich sofort da und helfen, stehen bei.

Wo sehen Sie Herausforderungen bei Ihrer Arbeit?

Der Tag bleibt selten so wie er geplant war. Dazu braucht man sehr viel Einfühlungsvermögen, muss sich blitzschnell in der Situation zurechtfinden, umstellen können und muss daher in seinem Denken, in seinem Handeln kreativ sein. Ohne Flexibilität geht es nicht.

Und was motiviert Sie?

Die Begegnung mit den Menschen. Dass macht diese Arbeit so einzigartig. Tag für Tag. Ich bekomme von den Senior*innen so viel zurück. Ein Lächeln. Ein Dankeschön. Ich sehe ihnen im Gesicht an, dass es sie freut, dass ich mich ihnen zuwende. Das ist eine wunderschöne Belohnung.

In Ihrem Team sind nicht nur drei Mitarbeiterinnen des Begleitenden Dienst, sondern auch acht Alltagsbegleiter und -begleiterinnen. Welche Unterschiede gibt es zwischen den beiden Jobs?

Für die Arbeit im Begleitenden Dienst ist eine Ausbildung oder ein Studium in einem pädagogischen Beruf notwendig. Das können zum Beispiel Erzieher*innen, Ergo- und Musiktherapeut*innen, Sozial- und Heilpädagog*innen oder Heilerziehungspfleger*innen sein. Auch Kranken- und Altenpfleger*innen können diese Arbeit machen. Um als Alltagsbegleiter oder -begleiterin zu arbeiten, muss man kein Studium oder Ausbildung abgeschlossen haben. Es ist eine Qualifizierungsmaßnahme, die meistens vier bis fünf Monate dauert. Natürlich brauchen jedoch beide Tätigkeiten sehr viel Geduld, Einfühlungsvermögen, Kreativität und Zuwendung.

Fällt Ihnen zum Abschluss noch ein besonders schöner Moment ein, wenn Sie an Ihre Arbeit in der AWO Residenz Sehnde denken?

Wir hatten heute Gottesdienst im Garten als Open Air Veranstaltung und haben dazu auch einen Altar und eine Mikrofonanlage aufgebaut. Als der Gottesdienst beendet war, wir alles weggeräumt haben und ich mit den ganzen Gerätschaften wieder in die Einrichtung gehen wollte, sagte auf einmal eine Bewohnerin zu mir: „Herzlichen Dank, dass Sie sich so viel Mühe gegeben haben, Frau Schmidt.“ Also eine schönere Belohnung kann es einfach nicht geben. Schöner geht’s doch gar nicht.

 

 

 

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